Rassismusbegriff

Rassismus lässt sich als Macht-Ideologie-Komplex begreifen. In unserer Gesellschaft existiert eine historisch gewachsene Machtasymmetrie zwischen den „Mehrheitsangehörigen“(der hegemonialen Gruppe) und den Gruppen,die als fremd (nicht zugehörig,biologisch und/oder kulturell unveränderbar andersartig) definiert werden. Insbesondere Immigrant_innen,Menschen mit dünklerer Hautfarbe,Roma und andere (vermeintliche) ethnische Minderheiten werden von der Mehrheit als die Fremden definiert,die prinzipiell nicht hierher gehören. Die gesellschaftliche Definitionsmacht der hegemonialen Gruppe macht diese Definitionen nachhaltig wirksam,aber auch veränderbar.

Die Ausgrenzung der als fremd/anders definierten wirkt gesellschaftlich systematisch,dh in allen zentralen Lebensbereichen (Schule,Arbeit,Gesundheit,Wohnen,soziale Sicherung,Pension,Sicherheit,Recht,etc.). In allen diesen Bereichen sind die meisten Angehörigen von rassistisch diskriminierten Gruppen signifikant schlechter gestellt als jene Mehrheitsangehörigen,die nicht aus anderen Gründen gesellschaftlich systematisch diskriminiert sind (z. B. wegen Armut,Krankheit,Behinderung,Alter,Geschlecht,sexueller Orientierung,Religionszughörigkeit,Weltanschauung,etc.).

Die Machtasymmetrie zwischen den Gruppen wird begleitet durch eine Ideologie bzw. durch Diskurse,welche die Schlechterstellung,Unterdrückung,Ausbeutung,Beraubung,Bedrohung,Vertreibung,Abschiebung,Verfolgung und Tötung von Gruppen legitimieren. Aufgrund der behaupteten oder implizierten Ungleichheit meist in Kombination mit einer behaupteten besonderen Gefährlichkeit wird ihnen das Recht auf Selbstbestimmung,Erhaltung oder Schaffung von ökonomischen Lebensgrundlagen,auf körperliche Unversehrtheit bis hin zum Recht auf Leben abgesprochen. Legitimiert werden aber nicht nur systematische Benachteiligungen der „Anderen“sondern auch die Aufrechterhaltung bzw. Schaffung von Privilegien der hegemonialen Gruppe. Rassismen werden von der hegemonialen Gruppe ständig reproduziert;und zwar hauptsächlich als unbegriffene Normalität.