Allianzenbildung

Die Bildung von Allianzen unterscheidet sich von der bloßen Vernetzung und Kooperation dadurch,dass es ein gemeinsames Gegenüber,ein Problem gibt,etwas,das nur gemeinsam überwunden werden kann. Personen und Organisationen schließen sich zusammen,um ihre Machtpotentiale auf das Problem zu konzentrieren und gemeinsam in eine Auseinandersetzung einzutreten.

Aus antirassistischer Perspektive ist die Bildung von Allianzen eine sehr zentrale Strategie. Denn die rassistisch diskriminierten Gruppen sind ein Paradebeispiel für das Funktionieren der Teile-und-herrsche-Strategie. Autochthone Minderheiten sind anders gestellt als Immigrant_innen,die die österreichische Staatsbürgerschaft erworben haben oder Staatsbürger_innen,deren Vorfahren immigriert sind,die aber aufgrund bestimmter Merkmale (z. B. Hautfarbe,Name,Religionszugehörigkeit) immer noch als irgendwie anders definiert werden,die wiederum teilweise mit anderen Diskriminierungsstrukturen konfrontiert sind als Immigrant_innen,die die österreichische Staatsbürgerschaft noch nicht erworben haben oder gar nicht wollen oder die illegalisiert sind und daher gar keine Chance auf die österreichische Staatsbürgerschaft haben,selbst wenn sie wollten. Verschiedene Aufenthaltsberechtigungen und gestaffelte Zugangsrechte zum Arbeitsmarkt erzeugen einen bürokratischen Dschungel mit unzähligen komplizierten Einzelfällen.   Jahrelange Verfahren lassen Menschen jahrelang ohne Rechtssicherheit aber in der Hoffnung,dass sie in Österreich bleiben dürfen. Verschiedene Mythen über gesondert konstruierte Gruppen („Schwarze Drogendealer“,„rumänische Diebsbanden“,„polnische Autoschieber“,usw.) bereiten den Boden für wechselseitiges Misstrauen. Verschiedene Religionen,Sprachen,kulturelle und politische Hintergründe sowie Vorurteile und Eifersüchteleien unter den tendenziell Diskriminierten selbst tun ihr Übriges dazu,dass die Interessen der rassistisch diskriminierten Gruppen sehr schwer zu vereinen bzw. leicht zu spalten sind. Die Definition als fremd/ anders/ nicht hierhergehörig ist von der Mehrheit zugeschrieben und nicht selbst gewählt,bietet daher keine Basis für eine gemeinsame Identifikation.

Trotz all dieser Schwierigkeiten besteht die Arbeit an der Allianzenbildung von ENARA insbesondere darin,ein gemeinsames Wir herzustellen. Dieses Wir umfasst nicht nur die rassistisch diskriminierten Gruppen,sondern versucht auch weite Teile der Mehrheitsangehörigen zu gewinnen. Antirassismus geht alle an. ENARA wendet sich an alle demokratisch gesinnten Personen und Organisationen,die die Gleichheit aller Menschen als Prinzip anerkennen und entsprechend bereit sind,diskriminierende gesellschaftliche Strukturen zu verändern,auch wenn sich dadurch möglicherweise eigene Privilegien relativieren.

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